Die Zeichnungen sind hier
etwa halb so groß
wie im Original
Rhododendron cinnabarinum | und hier, mit diesem Staubgefäß eines ganz normalen Allerwelts-Rhododendron-Hybriden fängt für mich eine völlig neue Phase des Zeichnens an: am "Bino" (kurz für Binokular) Das tolle für den Zeichner ist hier, daß man die vergrößerten Gegenstände räumlich sieht und daß man Auflicht hat, dessen Richtung man selbst einstellen kann. Hier am Anfang war es mir noch egal, von welcher Pflanze ich das Stamen (Staubgefäß) anschaue - das wird sich im Verlauf dieses Skizznbuchs noch dramatisch ändern!! | Die Staubgefäße aller Rhododendren ( und im Weitern aller Ericaceen, das ist die Familie, zu der die Rhodos gehören) sind "poricid", das heißt, sie öffnen sich mit einem kleinen Loch um den Pollen zu entlassen. Hier sieht man einige Pollenkörner aus einem Pollensack (was für ein unmögliches Wort für diese Struktur!!) kommen | Die Pflanze, von der dieses abgedrehte Teil stammt, heißt Leucothoe fontanesiana und ist auch eine Ericacee (aber kein Rhodo). Die Öffnungen für den Pollen sind eher kleine Schlitze, die sich in langen Rinnen, wie Hörner, fortsetzen. Und hier beginnt meine Begeisterung für die Vielfalt der Staubgefäße, es ist einfach wieder mal unglaublich - wie eigentlich immer alles in der Natur!! Wenn ich denke, daß ich Rhododendren bis vor Kurzem noch langweilige Vorgartensträucher fand!! | Der Tanz der Staubgefäße - noch einmal die Leucothoe, diesmal sieht man die ganze Blüte, der Kreis außenrum ist die Blütenhülle, ein kleines unscheinbares Blütchen von weniger als einem Zentimeter Durchmesser. Der Kopf der Biene, die ihren hineinsteckt, ist größer als dieser ganze dynamische Reigen von 2x5 Staubgefäßen.Sie sind in zwei Kreisen angeordnet,ein innerer und ein äußerer, die nacheinander "reif" werden, sprich ihren Pollen ausstreuen | Rhododendron luteum, ein zarter sommergrüner Strauch mit leuchtend gelben Blüten. In jeder sind 5 dieser Staubgefäße, jedes hat zwei "Theken", hier sieht man eine, die nochmal in zwei Schläuche unterteilt ist, und mit den Rhodo-typischen runden Poren | Das ist wieder Rhododendron cinnabarinum, der zierliche mit den lachsfarbenen Glöckchen auf dem allerersten Zeichnung in dieser Reihe... Seine Pollensäcke sind ganz dunkel, an einem weißen Filament (Staubfaden) Ich genieße in dieser Zeichnung, daß ich ihn mit dem Bino immer näher herzoomen kann bis man meint, die zarte Fältelung der Oberfläche berühren zu können Der Bleistift fühlt sich beim Zeichnen an wie eine streichelnde Massage ich glaube zu spüren, wie sie sich anfühlt... nur daß ich sie niemals wirklich werde berühren können, dazu ist sie ja viel zu klein oder ich zu groß?? | Rhododendron yakushimanum, ein niederer Strauch mit weißen Blüten. Das hier ist die Narbe (noch so ein gräßliches Wort!! Die lateinische Bezeichnung "Stigma" ist aber auch keinen Deut besser Die Narbe gehört zum "weiblichen" Teil der Blüte (Gynoeceum), an ihr klebt im Glücksfall der Pollen, den ein Bestäuber mitgebracht hat. Hier faszinierte mich, daß sich die 5er-Symmertrie der Blüte sogar bis in die winzige Struktur am Ende des Griffels ( das ist der lange Stiel), eben bis in die Narbe hinein fortsetzt. | Rhododendron carolineanum. Eine ganz zarte kleine Blüte enthält dieses Staubgefäß es ist schon leer - und die Haut der Pollensäcke (!) ist so fein, daß schon das Licht durchscheint | Rhododendron spiciferum. Die Staubgefäße reifen nacheinander in zeitlicher Abfolge innerhalb einer Blüte. Das obere hat seinen Pollen schon verstreut, das untere ist geradedabei sich aufzurollen. Erst dann öffnen sich auch die Poren, um den Pollen zu entlassen. Die Blüte geht auf diese Weise sparsam mit ihrem wertvollen Pollen um. Sie versteut nicht alles auf einmal, sondern in einzelnen Portionen Dadurch erhöht sie die Wahrscheinlichkeit, daß ihr Pollen mitgenommen wird | Hier auch ein Staubgefäß, aber aus einem ganz anderen Verwandtschaftskreis: Diese Mischung aus Schlumpfmütze und Vogelschnabel gehört zu Asarum europäum, unserer einheimischen Haselwurz. Auch dieses Staubgefäß ist poricid ( öffnet sich mit kleinen Löchern oder Schlitzen). 12 davon stehen in einer Blüte, die grad mal einen Zentimeter Durchmesser hat. Sie ist ganz unauffälig unter den herzförmigen Blättern der Haselwurz verborgen. | Menziesia. Das obere Staubgefäß ist aus einer noch geschlossenen Knospe, auch die Staubbeutel sind hier noch zu. Das untere stammt aus einer älteren Blüte hier sind die Poren geöffnet und der Pollen ist schon weg. | 11. Juni 2013: Rhododendron insigne. Mein Lieblingsbild in diesem Skizzenbuch.Ich mag das Licht und Schatten auf dem Pollen die Gegenbewegung der beiden Staufäden... Und es fasziniert mich, daß jedes Staubgefäß in der Blüte gesondert ausgerichtet wird. | Es wirkt, als wäre die "Richtungskorrekturzone" nahe der Anthere, fast wie ein Gelenk Bei Blättern nennt man so etwas "Pulvinus", das ist eine verdickte Zone am Stiel in der die Pflanze tatsächlich die Ausrichtung des Blattes nach dem Licht verändern kann | Ob es so etwas hier im Staubfaden auch gibt? An der Übergangsstelle von Staubbeutel zu Staubfaden? | Fortsetzung folgt alle paar Tage! |